Historische Techniken des Vergoldens

Before After

Wismutfassung

Wismut (chemische Bezeichnung BISMUT) ist ein seltenes Metall mit ganz besonderen Eigenschaften. Die Verwendbarkeit ist erstaunlich vielseitig. Frühe Erwähnungen von Wismut im 13. Jahrhudert bei Albertus Magnus oder Arnold Bachuone, Lehrer in Barcelona und Arzt des Königs beschreiben es als ein Gemenge aus Blei und Zinn. Intensiver Bergbau auf Wismut begann erst im ersten Viertel des 18. Jahrhudert. Die bedeutendesten Wismutvorkommen in Europa sind in Schneeberg und Joachimsthal im Perlmuttersatz und im Kunstbereich als Wismutmalerei.

1. Als Unterfassung 2x schwarzes Poliment auftragen.
2. Wismutschlamm ohne Bindemittel mit weichem Haarpinsel 2x auftragen.
3. Nach der Trocknung die Fläche mit einem fusselfreien Tuch auffrottieren.
4. Anschließend mit Achat bis zum gewünschten Glanzgrad polieren.
5. Optional mit Ölfarben in Bronzeoptik lüstern.
Previous slide
Next slide

Rezept

Material:
– Wismutubnitrat (Wismut-III-nitrat)
– 25 %ige Salzsäure
– Zinkblech oder Eisenspäne
– schwarzer Bolus
– Polimentleim
– Ölfarben (optional)

50 Gramm Wismutsubnitrat mit 100 ccm Wasser
(18 – 20 C°)  übergießen + 150 ccm 25 % Salzsäure  vorsichtig dazu gießen und umrühren bis eine klare, gelbliche Lösung entsteht;

500 ccm Wasser langsam und vorsichtig dazu gießen, es darf keine weiße Trübung der Lösung entstehen;

ein 5 x 20 cm großes Stück Zinkblech in die Lösung stellen;

jetzt sollte Wismut als flockiger Wismutschlamm am Zinkblech ausfallen;

Ausfälldauer: 1 – 1 ½ Stunden

anschließend
Entfernen des restlichen Zinkbleches und Absetzen lassen des Wismutschlammes, dann Abschütten der Salzsäurelösung, dass nur noch der Wismutschlamm im Gefäß zurückbleibt, mit frischem Wasser aufgießen und Absetzen lassen und Abgießen, und so oft durch frisches Wasser ersetzen, bis alle sauren Rückstände völlig ausgewaschen sind (mit Indikatorpapier prüfen)

Bronzierung

Bei der Bronzierung werden hochwertige Metallpigmente, die hochglänzende Metalltöne ergeben, in Verbindung mit Bindemitteln (Kasein, Leim, Dammar) verarbeitet. Die Herstellung von Bronzepulvern erfolgt aus Kupfer-Zinklegierungen. Die unterschiedlichen Farbtöne entstehen durch Variieren der Metallanteile.

1. Grundieren mit schwarzer Kaseinfarbe.
2. Teile der Form mit roter Kaseinfarbe fassen.
3. Bronzefarbe ganzflächig mit weichem Haarpinsel gleichmäßig auftragen.
4. Oberfläche mit weichem Tuch frottieren.
Previous slide
Next slide

Rezept

Material:
– Kasein, Leim oder Dammar
– Wasser
– Pigment
– Bronzepulver

Kasein, Leim oder Dammar mit Bronzepulver vermischen.

Graphitfassung

Metallimitation mit Graphit
Schon seit dem 17. Jhd. benutzten die Maler und Hafner Graphitpulver als sog. „Eisenbronzen“ oder „Ofenschwärzen“. Graphit ist ein Farbmittel zur Imitation von Schmiedeeisen auf Holz oder Stuck, aber auch zum Schönen von Schmiede- und Gusseisenwaren. Das Pigment wurde auch als Farbmittel zum Fassen von Öfen aus Ton und Eisen verwendet.

1. Auf kreidegrundiertem Untergrund die Unterfassung in gewünschter Farbigkeit auftragen.
2. In Polimentleim eingesumpftes Graphitpulver in mehreren Schichten (3-4) mit Haarpinsel auftragen.
3. Mit weichem Tuch abreiben, anschließend mit Achat polieren. Tiefen bleiben unpoliert stehen.
Previous slide
Next slide

Rezept

Material:
– Polimentleim
– Graphitpulver
– Unterfassung: Pigmente, Bindemittel (Kasein)

Graphitpulver in Polimentleim einsumpfen bis ein fülliger Anstrich gegeben ist

Perlglanzfassung

Metallimitation mit Perlglanzpigmenten
Perlglanzpigmente werden seit dem 20. Jhd. hergestellt und sind die moderne Version von Metallpigmenten wie Muschelgold und Bronzepulver. Sie bestehen im Kern aus organischen Pigmenten auf Erdölbasis oder aus Gesteinsmehl und erhalten ihren Glanz durch verschiedene Metalloxidschichten. Auch das Bindemittel hat Auswirkungen auf den Glanzgrad.

1. Rosette mit Grundfarbe fassen.
2. Rotes Perlglanz-Pigment auftragen.
3. Mit schwarzem Perlglanzpigment Farbverlauf von den Blattspitzen zur Mitte hinauftragen.
4. Erhöhungen mit Achat polieren.
Previous slide
Next slide

Rezept

Material:
– Perlglanzpigment rot
– Perlglanzpigment schwarz
– Kasein
– Pigmente

Kasein oder ein von Ihnen gewähltes Bindemittel, wie beispielsweise Leim, wird mit dem Perlglanzpigment angemischt und in einer Lasur auf die Rosette aufgetragen.

Polimentvergoldung


Der Aufbau einer Polimentglanzvergoldung ist ein kompakter und vielschichtiger werktechnischer Vorgang, der sich seit dem Mittelalter im Prinzip kaum verändert hat. Das sogenannte Poliment, eine besonders aufbereitete Tonerde (Bolus), die dem Blattgold als Unterlage dient und die darunterliegende Kreidegrundierung, bilden zusammen den Untergrund, der das Polieren des Goldes auf Hochglanz überhaupt erst ermöglicht.

1. Gelbes Poliment dünn und zügig auf den geschliffenen Kreidegrund auftragen.
2. Gelbes Poliment ein zweites Mal auftragen.
3. Rotes Poliment an den Höhen der Form auftragen.
4. Blattgold anschießen.
5. Nachdem die Netze getrocknet ist (Klopfprobe) mit Achat polieren.
Previous slide
Next slide

Rezept

Material:
– Bolus (gelb, rot)
– Gelantine
– loses Blattgold
– destilliertes Wasser
– Ethanol

Gelbes Poliment: 30 g gelber Bolus + 100 g Glutinleim
Rotes Poliment:   40 g roter Bolus    + 100 g Glutinleim

Netze: 1 VT Wasser + 1 VT Ethanol

Polimentversilberung


Glanzversilberungen, die schon an romanischen Figuren zu finden sind, dienten früher zur Imitation von Rüstungen und Waffen, sowie als Schmuck dekorativer Altarteile. Als Unterlage von Lüsterungen tritt Silber nachweislich seit dem 14. Jhr. auf. Die Versilberung auf Poliment ist im Wesentlichen identisch zur Polimentglanzvergoldung. Wegen der geringeren Dehnbarkeit lässt sich Silber nur nicht so dünn ausgeschlagen wie Blattgold und ist deshalb schwerer zu verarbeiten.

1. Zunächst Lösche auf den fertig geschliffenen Kreidegrund auftragen.
2. Graues Poliment in 4 dünnen Schichten auftragen.
3. Nach Trocknung der letzten Polimentschicht die Oberfläche mit einer Frottierbürste auffrottieren bis ein leicht seidenmatter Glanz entsteht.
4. Die Oberfläche mit der Netze satt einstreichen und unmittelbar das Blattsilber anschießen.
5. Nach ausreichender Trocknungszeit mit einem Achat das Silber auf Hochglanz polieren.
6. Die Oberfläche mit Zaponlack überziehen, um ein Oxidieren des Silbers zu verhindern.
Previous slide
Next slide

Rezept

Material:
– Hautleim
– Boluspaste
– Ethylalkohol
– Zaponlack


Polimentleim: 6 g Leim + 200 ml Wasser

Lösche: 50 g Polimentleim + 10-15 g Wasser + gelbe Boluspaste (erbsengroß)

Graues Poliment (Schicht 1+2): 50 g Polimentleim + 15 g Boluspaste

Graues Poliment (3+4): 50 g Polimentleim + 25 g Boluspaste

Netze: Ethylalkohol + Wasser 1:2

Ölvergoldung

Metallisierung mit Mixtion
Bei der Ölvergoldung handelt es sich um eine Metallisierung auf Anlegeöl. Ihre Hauptanwendung ist mit dem Historismus des 19 Jhr. verknüpft. Tatsächlich ist das Prinzip der Ölvergoldung wohl mindestens so alt wie die Poliment-Technik, gesicherte Nachweise ihrer Existenz (Leinölvergoldung) finden sich im „Lucca-Manuskript“ des 9 Jhr.

1. Mixtion mit weichem Pinsel gleichmäßig auftragen und möglichst dünn mit Leder oder Kunststoffvlies abziehen.
2. Nach vorgeschriebener Trockenzeit „Pfeifprobe“ Blattmetall anschießen.
3. Blattmetall mit Fehhaar- oder Bärenpinsel einkehren.
4. Nach mindestens zwei Trockentagen mit Watte vorsichtig abreiben.
Previous slide
Next slide

Rezept

Material:
– Anlegeöl (Mixtion)
– Balsam Terpentinöl
– Blattmetall, hier Kupfer

 

Mixtion ist verarbeitungsfertig eingestellt, kann aber auch bis zu 50% mit Balsamterpentinöl verdünnt werden. Dadurch verkürzt sich entsprechend die vom Hersteller angegebene Trockenzeit.

Instacoll-System

Mit dem Instacoll-System können hochglänzende, wetterbeständige Blattvergoldungen hergestellt werden. Es besteht aus zwei Phasen: einer Basis und einem Aktivator. Die Basisschicht, ein wasserverdünnbares Acrylat, kann nach ihrer Oberflächentrocknung für kurze Zeit direkt mit Gold belegt werden. Mit dem Aktivator kann die getrocknete Basisschicht immer wieder klebefähig gemacht werden.

1. Die erste Komponente (Basis) dünn mit einem Haarpinsel auftragen.
2. Die Basis ein zweites Mal auftragen und trocknen lassen.
3. Die zweite Komponente (Aktivator) sehr dünn mit einem Wattepad oder Küchenrollentuch auftragen und ca. 15 – 20 min trocknen lassen.
4. Transferblattgold andrücken und Seidenpapierträger abziehen.
5. Bei Vertiefungen das Blattgold mit Kölner Tool andrücken.
6. Das Blattgold mit dem Kölner Tissue hochglänzend polieren.
Previous slide
Next slide

Rezept

Material:
– Instacoll Base
– Instacoll Aktivator
– Transferblattgold

 

Anlegetechnik

Als „Anlegemilch“ bezeichnet man ein Klebemittel für Blattmetalle, das als wasserverdünnbare Alternative zur Ölvergoldung entwickelt wurde. Es sind verschiedene Produkte auf dem Markt, die sich in ihrer Wirkungsweise aber kaum unterscheiden. Alle Produkte basieren auf einer speziellen Acryldispersion, die zu einem klebrigen Film auftrocknet.

1. Unterfassung mit Haarpinsel auftragen.
2. Anlegemilch dünn mit Haarpinsel auftragen.
3. Nach kurzer Trockenzeit oxidiertes Schlagmetall auf klebenden Film anschießen.
4. Nach dem Anschießen, Schlagmetall mit weichem Leder oder Watte andrücken und polieren.
Previous slide
Next slide

Rezept

Material:
– Anlegemilch
– oxidiertes Schlagmetall

siehe jeweilige Herstellerangaben

Scroll to Top